Dieser Roman war meine erste Veröffentlichung nach vier Jahren und darüber hinaus auch das Werk, mit dem ich einen Neuanfang wagte. Die unfreiwillige Pause hatte mich zunächst resignieren lassen. Ich hatte ans Aufhören gedacht, sah meine Karriere in der Schublade neben unveröffentlichten Manuskripten und verworfenen Ideen dahinsiechen. In dieser Zeit gab es Wochen, in denen ich jeden Tag einen Italo-Western guckte – größtenteils Django-Klone mit schmutzigen Helden, korrupten Kleinstädten und einer zynischen Weltsicht. Solche Filme halfen mir beim Einschlafen, da ihre Schwarzmalerei meine Albträume weniger düster erscheinen ließ.
Dann – nicht anders, als fände der inzwischen verlotterte Held ein paar Goldnuggets – erhielt ich eine Nachricht meiner Agentin. Wider Erwarten stieß das Manuskript von Zurück im Zorn bei einem Verlag auf Interesse.
Der Hoffnungsschimmer schürte in mir Panik, diese Chance zu vermasseln. So war ein Teil in mir bereit, das Finale umzuschreiben oder den Figuren die Kanten abzuschleifen. Ich hätte einen Italo-Western zur Seifenoper gespült. Den anderen Teil in mir hatte die Durststrecke hingegen kompromisslos werden lassen, kompromisslos und auch stolz. Nichts sollte geändert werden, nichts meiner künstlerischen Identität zuwiderlaufen.
Letztlich hatte ich großes Glück – weder mussten innere Kämpfen toben, noch unnötige Opfer gebracht werden. Nachdem die Programmleiterin Zurück im Zorn gelesen hatte, setzte sie sich dafür ein, dass sein Ende unangetastet blieb. Auch die streitbaren Figuren sagten ihr zu, die authentischen Dialoge, der grimmige Humor, das Setting insgesamt. Der Roman wurde in meiner Fassung veröffentlicht und landete später auf der Shortlist für den Glauser Preis, einem der renommiertesten Auszeichnunen für deutschsprachige Kriminalliteratur.
Ich habe seit damals keinen Italo-Western mehr gesehen. Doch ebenso wie sich ein Teil in mir gegen den ausgestellten Nihilismus sträubt, flüstert der andere Teil beharrlich: Lass uns zurückkehren in diese Welt, wenn auch nur als Durchreisende.
Inhalt: Gollwitz. Brandenburg. Im Winter 1995 tötet ein Feuer beinahe eine ganze Familie. Die einzige Überlebende ist die zwölfjährige Anna Majakowski. 20 Jahre später erhält Anna mysteriöse Drohbriefe, denen sie in ihrem Heimatdorf nachspüren will. Doch Gollwitz heißt sie nicht willkommen, denn die Erinnerung an damals steht dem erhofften Aufschwung im Weg. Nur Willy Urban, Polizist im Ruhestand, kann die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Mit ihm begibt sich Anna auf eine Reise, die sie immer tiefer in eine Welt aus Obsessionen und Gewalt zieht…